Newsletter Ausgabe 10-2024


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Es ist die Barrierefreiheit, Dummkopf 
Ausgabe 10-24

Mit Domingos de Oliveira (netz-barrierefrei.de):

Heute rächt es sich, dass viele Anbieter digitaler Dienstleistungen das Thema Barrierefreiheit vernachlässigt haben. Ein Beispiel sind die sogenannten Dritt-Anbieter-Dienste. Das sind Services, die benötigt werden, damit zum Beispiel Onlineshops oder Banking funktionieren: Cookie-Services, Verifikations-Dienste, Paket-Verfolgung, Chat-Bots und vieles mehr. Sie sind teils elementar, damit die Online-Angebote laufen und müssen ebenfalls barrierefrei sein. Voraussichtlich wird hier gelten, dass diejenigen die besten Markt-Chancen haben, die sich am schnellsten barrierefrei machen können.

Eines dieser Themen, das Thema Sicherheit, behandeln wir in dem folgenden Interview mit dem Verlag Bund:
Wie steht es um die digitale Barrierefreiheit?

Spannende Beiträge

In einem längeren Beitrag werden die verschiedenen Möglichkeiten der Barrierefreiheits-Prüfung verglichen.

Digitale Barrierefreiheit – Prüf-Möglichkeiten im Vergleich

Werkzeuge für automatische Übersetzung oder Verständlich-Machung von Texten spielen eine wachsende Rolle. In diesem Beitrag wird gezeigt, wie Texte so optimiert werden können, dass sie möglichst leicht automatisch übertragbar sind. Texte für automatische Verständlich-Machung optimieren

In einem Interview spricht die Inklusions-Beraterin Annalena Knors über die Zugänglichkeit in Museen.

Inklusion im Museum

Der Beitrag zum Thema KI für Barrierefreiheit nutzen wurde um das nützliche Tool Google Notebook LM ergänzt.

Künstliche Intelligenz für Barrierefreiheit nutzen

Es hilft und motiviert, Bestrebungen in der Barrierefreiheit sichtbarer zu machen: Die Gemeinde St. Moritz in der Schweiz wurde mit dem Procap-Grischun-Inklusionspreis ausgezeichnet. Dieser Preis würdigt die vorbildlichen Maßnahmen der Gemeinde, die die Mobilität und Selbstbestimmung von Menschen mit eingeschränkter Mobilität im öffentlichen Raum verbessern. Speziell hervorzuheben sind barrierefreie Haltestellen und Projekte, die die Inklusion fördern.​ Gemeinde St. Moritz erhält Procap-Grischun-Inklusionspreis

Weiter geht es auf Englisch: Barrierefreie Chatbots sind aktuell seltener als Einhörner. Ein Beitrag erklärt, worauf zu achten ist. Making chatbots accessible: A guide to enhance usability for users with disabilities

Die US-amerikanische Methode zur Erfassung von Behinderung erfast viele Millionen Menschen nicht, so ein aktueller Beitrag. Vor allem temporäre und psychische Behinderungen würden nicht erfasst aufgrund der Erhebungs-Methoden. Millions of people are missing from U.S. disability data

Interaktive Infografiken werden immer belibter. Ein Artikel zeigt, wie man die richtige Bibliothek auswählt und die Grafiken barrierefrei gestaltet. How to make interactive charts accessible

Die Consulting-Firma Fable hat ihre Barrierefreiheits-Testenden mit Behinderung zu ihren Barrieren im Bereich Finanzen befragt. Die Ergebnisse sind natürlich mit Vorsicht zu genießen, da man als testende Person eine gewisse technische Kompetenz benötigt. Interessanter wäre die Befragung von technisch weniger affinen Personen. Accessibility in finance: Insights, challenges and progress

Gute Nachrichten des Monats

Apples neue Airpods könnten das Angebot an Hörgeräten beeinflussen. Sie sollen bei gering- bis mittel-gradiger Schwerhörigkeit gut unterstützen und kosten deutlich weniger als normale Hörgeräte. Wichtiger ist vielleicht, dass die Akzeptanz unter den Nutzenden deutlich höher sein könnte.

Der Anbieter von BeMyEyes ist sehr umtriebig. Zunächst hat er AppleVis übernommen, eine Plattform für blinde Apple-Nutzerinnen. Apple Vis drohte die Schließung, weil die ursprünglichen Anbieter aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr weiter machen konnten.

Anschließend wurde eine Zusammenarbeit mit Meta angekündigt. Meta bietet zusammen mit Ray Ban eine smarte Brille an, die unter blinden US-Amerikannerinnen gehypt wird. In Deutschland ist sie aktuell nicht so interessant, weil viele der für blinde relevanten Services hierzulande nicht oder noch nicht zur Verfügung stehen.

In Perugia, Italien, fand im Oktober 2024 ein G7-Treffen zum Thema Behinderung statt. Dabei wurde die "Solfagnano-Erklärung" verabschiedet, die die Rechte von Menschen mit Behinderungen auf Inklusion und Teilhabe in den Mittelpunkt stellt. Dieses Treffen gilt als wichtiger Schritt zur Sicherstellung der Menschenrechte behinderter Menschen auf globaler Ebene.

inABLE und Microsoft bringen blinden Menschen aus Kenia das Coding näher.

inABLE & Microsoft Partner to Empower Kenyan Blind Students With Coding Skills

Ein paralympischer Sportler könnte Astronaut werden. John McFall Is Breaking Barriers as the World’s First Parastronaut

Das Nürnberger Zukunfts-Museum entwickelt spezielle Touren für Blinde.

Nürnberger Zukunftsmuseum entwickelt Touren für Blinde

Die XBox stellt neue Features für Barrierefreiheit vor. Xbox Unveils Four New Accessibility Offerings

Imagination Storybooks produziert mittels KI zugängliche Videos aus Kinderbüchern, die Anwendung scheint es allerdings nur auf Englisch zu geben. Imagination Storybooks

Österreich bekommt bald eine Norm für einfache Sprache.

Auch Österreich bekommt eine Norm für Einfache Sprache

Weitere Beiträge

Statistik des Monats

Die Beratungsfirma Captera hat Unternehmen aus 11 europäischen Staaten aus dem digitalen Sektor zur digitalen Barrierefreiheit interviewt. Insgesamt wurden 2748 Personen befragt. Hier ein paar interessante Erkenntnisse:

  • 74 Prozent glauben, dass sie schon einmal Kunden wegen mangelnder Barrierefreiheit verloren haben.
  • Bei 80 Prozent der Unternehmen hat Barrierefreiheit eine hohe oder sehr hohe Priorität.
  • 73 Prozent international und 79 Prozent in Deutschland geben an, bereits Barrierefreiheits-Funktionen implementiert zu haben.

Argumente statt Autorität - Ausgabe 11-2024

Mit Domingos de Oliveira (netz-barrierefrei.de):

Wie in jeder Profession gibt es auch in der digitalen Barrierefreiheit Autoritäten, die grauen Eminenzen, deren Namen man nur nennen muss, damit alle in Ehrfurcht erstarren. Diese Menschen haben allerdings nicht nur viel Erfahrung. Oft sind sie in alten Denk-Mustern erstarrt. Jüngstes Beispiel ist die überwiegende Ablehnung von KI oder mehr Automatisierung in der Barrierefreiheit. Man kann diesen Themen kritisch gegenüber stehen. Wir vermissen allerdings eine grundlegende Offenheit für neue Ansätze.

Wir glauben , dass man Autoritäten hinterfragen muss. Was wir niemals hören wollen ist: X ist richtig, weil Y es gesagt hat. Was wir hören wollen ist X ist richtig oder falsch aus diesen und jenen Gründen.

Gute Nachrichten des Monats

Die gehörlose Bundestags-Abgeordnete Heike Heubach hat die erste Bundestags-Rede in Gebärdennsprache gehalten. Heike Heubach hält erste Bundestagsrede in Gebärdensprache

Ein aktuellles Programm soll die Gesundheit von Frauen fördern. „WomenX Collective”: Finanzielle Förderung für Frauengesundheit von UNFPA und Charité

Die EU hat einen weiteren Schritt hin zum EU-Behindertenausweis gemacht. European Disability Card

Microsoft arbeitet mit BeMyEyes zusammen, um KI für Blinde zu verbessern. Microsoft Expands Collaboration with Be My Eyes to Improve Accessible AI

Uganda möchte blinde Studierende mit einer neuen App unterstützen. Uganda just unveiled one of the best apps for visually impaired students

United Airlines bietet einen digitalen Service für Reisende im Rollstuhl. Digitaler Service für Rollstuhlfahrer erfolgreich

Eine Wodka-Marke führt nach eigener Aussage als erste Firma zugängliche QR-Codes auf ihren Produkten ein.

How Tech And Vodka Converged To Make ‘The World’s First Spirits Brand’ To Use Accessible QR Codes

Das englische Startup FLOWSENSE möchte blinden Frauen das Management ihrer Menstruation erleichtern. Nur wenige Produkte aus dem Bereich Gesundheit sind barrierefrei und schränken damit insbesondere die Selbständigkeit von Frauen ein. GO WITH THE FLOWSENSE

Interessante Beiträge

Automatische PrüfTools sind für die digitale Barrierefreiheit unabdingbar. Aber wo sollten sie eingesetzt werden, was sind ihre Stärken und Schwächen? Automatische Prüftools für Barrierefreiheit: Was sie können und was nicht

Die Nachfrage steigt, das Selbst-Marketing der Agenturen auch. Aber wie findet man eigentlich eine kompetente Dienstleisterin für digitale Barrierefreiheit? Wie findet man einen kompetenten Dienstleister für digitale Barrierefreiheit

Gerade am digitalen Arbeitsplatz wird Barrierefreiheit bislang nicht ausreichend beachtet. Das meint der Experte Stefan Wilke in einem Interview. Interview mit Stefan Wilke über Barrierefreiheit in der digitalen Arbeitswelt

Der Deutsche Bibliotheksverband hat eine Erhebung zur Barrierefreiheit in deutschen Bibliotheken durchgeführt. In­klu­si­on und Bar­rie­re­frei­heit

Die Agentur Denkwerk hat ein schönes Tool entwickelt: Wenn Sie eine URL eingeben, wird anhand von Personas gezeigt, auf welche Probleme Menschen mit verschiedenen Behinderungen stoßen könnten. a11y AI

Weiter gehts auf englisch: Ein theoretischer Ansatz soll zeigen, wie Barrierefreiheit im Metaverse umgesetzt werden kann. Accessible Metaverse: A Theoretical Framework for Accessibility and Inclusion in the Metaverse

Ein Beitrag zeigt, wie Forschung und Entwicklung (R&D) inklusiver werden kann. Inclusive R&D: Can it Become the Rule, Not an Exception

Dieser Beitrag ist nicht ganz aktuell, aber trotzdem interessant. Erstmals gibt es internationale Daten zu Assistiven Technologien. Global report on assistive technology

Die WAI hat eine Empfehlung veröffentlicht, wie die WCAG auf Nicht-Web-Technologien anzuwenden ist.

Guidance on Applying WCAG 2 to Non-Web Information and Communications Technologies (WCAG2ICT)

Ein Entwurf der neuen EN 301549 mit den Kriterien für die WCAG 2.2 liegt inzwischen vor. Sie ist besser versteckt als der Schatz im Silbersee. Falls der Link zwischenzeitlich nicht mehr funktionieren sollte, suchen Sie nach en_301549-24-09-16.docx. ETSI Draftsp

Weitere Beiträge

Statistik des Monats

Da es diesen Monat nicht viel Neues an dieser Front gab, wollen wir hier auf drei interessante Umfragen aus den letzten 12 Monaten hinweisen:

  1. Umfrage zur Inklusion und Barrierefreiheit in Thüringen 2023: Diese Studie zeigt, dass etwas mehr als ein Viertel der 1.000 befragten Personen aus Thüringen im November 2023 ein Beispiel für eine funktionierende Inklusionsmaßnahme oder gute Barrierefreiheit nennen konnte. Von den genannten Beispielen betrafen 25 Prozent die Barrierefreiheit im Alltag, 23 Prozent verwiesen auf die Barrierefreiheit in öffentlichen Einrichtungen. Statista: Können Sie mir ein Beispiel für funktionierende Inklusions-Maßnahmen oder gute Barrierefreiheit in Ihrem Umfeld nennen?
  2. Inklusionsbarometer Jugend: Die Aktion Mensch veröffentlichte eine Vergleichsstudie zur Teilhabechancen junger Menschen zwischen 14 und 27 Jahren in Deutschland. Die Ergebnisse zeigen, dass junge Menschen mit Beeinträchtigung in allen untersuchten Lebensbereichen eine deutlich schlechtere Chance auf Teilhabe haben, häufiger Diskriminierung erfahren und öfter Zukunftssorgen haben. Aktion Mensch: Inklusions­barometer Jugend
  3. Statistiken zur Barrierefreiheit im Wohnen 2022: Laut Daten des Mikrozensus 2022 gab es in Deutschland rund 39 Millionen Hauptwohnsitzhaushalte. Von diesen Haushalten waren 14,7 Millionen in Wohnungen, in denen alle Räume stufenlos erreichbar waren, und 29,5 Millionen in Wohnungen, in denen die Wohnungstüren eine ausreichende Breite besaßen. Ein ebenerdiger Einstieg in die Dusche war in den Haushalten am seltensten vertreten. Statista: Anzahl der Haushalte in Wohnungen mit Merkmalen der Barrierereduktion in Deutschland im Jahr 2022
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